Rewindo: Zweites Leben für alte PVC-Fenster in Brüssel

22.07.2013

1968 wurden 11 Kunststofffenster in ein Privathaus in Brüssels Vorort Sint-Pieters Woluwe eingebaut. Es waren die ersten Fenster aus PVC in der Region Brüssel. 45 Jahre später sind sie immer noch in gutem Zustand, funktionieren problemlos, halten Regen und Wind ab und sehen fast aus wie neu. Und dennoch - der Wärmeverlust, verursacht durch die Einfachverglasung, macht den Austausch gegen neue Kunststofffenster mit Doppelverglasung erforderlich. Bei dieser Gelegenheit wurde der Presse und interessierten Gästen der gesamte Prozess des Recyclings ausgedienter PVC-Fenster live demonstriert. Sie wurden Zeuge, wie die Altfenster ausgebaut und recycelt wurden und wie aus dem recycelten Material wiederum neue Fensterprofile entstanden. Auf diese Weise führten die Kunststoff- Profilhersteller den Nachweis, dass der geschlossene Materialkreislauf für PVC-Altfenster Realität ist.

Federplast.be, die Vereinigung belgischer Kunststoff- und Gummiverarbeiter, sowie EPPA, der Verband der Europäischen Fensterprofilhersteller (European PVC Window Profile and Related Building Products Association), Brüssel, hatten die Veranstaltung zusammen mit Unterstützung von VinylPlus, der Freiwilligen Selbstverpflichtung der Europäischen PVC-Industrie , organisiert. „Dass Kunststofffenster überhaupt recycelt werden können, ist selbst vielen Experten noch nicht bekannt“, so Petri Ven, bei Federplast verantwortlich für den Baubereich. „Aktionen wie diese sollen aufzeigen, dass es mittlerweile auch in den Benelux- Staaten funktionierende Stoffkreisläufe für PVC-Fenster gibt.“

Die Verpflichtung zu anwachsenden Recyclingmengen bei PVC-Produkten für ganz Europa ist eines der Hauptziele des Programms von VinylPlus. Bauprodukte wie z. B. Altfenster spielen dabei eine zentrale Rolle. „Für das Jahr 2012 weist unser jährlicher Fortschrittsbericht hier eine Recyclingmenge von über 362.000 Tonnen aus. PVC-Altfenster haben zu diesem Gesamtvolumen substanziell beigetragen. Mehr als 2,5 Millionen Kunststofffenster wurden letztes Jahr recycelt. Bis 2020 sollen es jährlich 800.000 Tonnen werden“, erklärte VinylPlus-Geschäftsführer Stefan Eingärtner.

Europaweit arbeiten die Fensterprofilhersteller daran, das Altfensterrecycling voranzutreiben. „Auch in Deutschland gibt es mit Rewindo seit über 10 Jahren ein gut funktionierendes Altfensterrecyclingsystem, das maßgeblich zur Steigerung der Recyclingzahlen bei PVCAltfenstern beiträgt. Ähnliche Initiativen sind in den meisten westlichen EU-Ländern erfolgreich angelaufen. Wir begrüßen daher die jetzt hier in Belgien gestartete Aktion“, betonte EPPA-Präsident Andreas Hartleif.

In der brandneuen Recyclinganlage des belgischen Fensterprofilherstellers Deceuninck NV in Diksmuide präsentierten die Veranstalter den zweiten Schritt im geschlossenen Materialkreislauf von Kunststofffenstern. Die im Herbst 2012 in Betrieb genommene Anlage besitzt eine Kapazität von 20.000 Tonnen. Fenster und andere Baustoffe aus PVC werden dort geshreddert und die verschiedenen Materialien mit Hilfe unterschiedlicher Techniken voneinander getrennt. „Die Altfenster werden zunächst in einem Shredder auf etwa 5 cm große Teile zerkleinert. Dann werden Holz, Metall und Glas vom PVC abgetrennt, das dann zu kleineren Granulatkörnern von etwa 0,5 cm verarbeitet wird. Die Körner werden anschließend durch Ionisierung von Staub und Gummi befreit. Ein Farbsortierer separiert weiße von farbigen Körnern mit einem Materialfluss Der Shredder zerkleinert PVC-Fensterrahmen auf 5 cm große Stücke. Neues PVC-Profil mit Recyclingkern 3 von 20 Millionen Teilchen pro Stunde. Es entsteht nahezu reines PVC-Granulat, das so hochwertig ist, dass daraus ohne Qualitätsverlust erneut Kunststofffenster gefertigt werden können“, erläuterte Koen Deneire, Produktionsmanager für Rohmaterial bei Deceuninck.

Anschließend wurde in der Profilextrusion der Deceuninck NV in Hooglede-Gits demonstriert, wie PVC-Granulat aus der Recyclinganlage in Diksmuide wieder in den Produktionsprozess eingebracht wird. Die zweite Generation Recyclingprofile enthält im Kern Recyclingmaterial mit einer „Haut“ aus neuem Frisch-PVC. Direkt an der Profil-Oberfläche können auch eine dekorative Folie oder eine Beschichtung aufgebracht werden. Die neuen Profile mit Recyclingkern haben dieselben Eigenschaften wie Neu-Material. PVC behält seine Qualität auch noch nach 7 Lebenszyklen. So stellt der Werkstoff seine Umweltfreundlichkeit unter Beweis.

„PVC ist die beste Wahl für Fensteranwendungen. Das Material hält 50 Jahre lang, und über diesen langen Zeitraum hinweg bleibt PVC wartungsfrei und spart Jahr für Jahr Energie. Heutzutage reduzieren Altfensterrecycling und die Wiederverwendung des neuen Rohmaterials in der Profilherstellung darüber hinaus den CO2-Ausstoß („carbon footprint“). Vor etwa 50 Jahren begann unsere Industrie mit der Herstellung von recycelbaren, langlebigen Hart-PVC-Bauprodukten. Kunststofffenster mit Einfachverglasung, wie sie in den 60er Jahren eingebaut wurden, werden nun Schritt für Schritt durch hochwärmedämmende zwei- oder dreifach verglaste Fenster ersetzt. Die ausgebauten Altfenster gelangen in mehrere Recyclinganlagen in ganz Europa. Das wiedergewonnene Material wird erneut in die Produktion von PVC-Fenster- und Baustoffprofilen eingebracht. Heute hat unsere Industrie den Kreislauf geschlossen und hilft dabei, ein nachhaltiges Zuhause in Europa zu schaffen“, sagte Tom Debusschere, CEO der Deceuninck NV und Vizepräsident der EPPA.

© KunststoffWeb GmbH, Bad Homburg

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