Kunststoffkonjunktur: Zweites Halbjahr 2018 deutlich unter den Erwartungen

31.01.2019

Die Erwartungen für das zweite Halbjahr waren schon zurückhaltend, trotzdem überraschte die schlechte Konjunktur sogar Pessimisten. Dies berichtet der Branchendienst KI – Kunststoff Information als Ergebnis seiner aktuellen Umfrage zur Kunststoffkonjunktur, an der sich 545 Unternehmen beteiligt haben. KI befragt seit 2001 im halbjährlichen Rhythmus Führungskräfte der Kunststoffindustrie zu Geschäftsverlauf und -erwartung, Investitionen und Beschäftigung.

Bei 35 Prozent der Befragten verlief das Geschäft im zweiten Quartal 2018 schlechter als im ersten. Bei nur 27 Prozent entwickelte es sich besser als im vorangegangenen Zeitraum. Mit schlechteren Geschäften gerechnet hatten jedoch nur 18 Prozent der Unternehmen, mit besseren dagegen 30 Prozent. Betroffen davon waren vor allem die Kunststofferzeugung sowie die Distribution, bei denen 54 beziehungsweise 61 Prozent der Unternehmen Einbußen hinnehmen mussten. Grund hierfür waren sicher auch die Logistikprobleme in diesem Sommer.

Kleine Unternehmen weniger stark von Eintrübung betroffen

Gemessen an der Betriebsgröße fällt auf, dass kleine Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern im zweiten Halbjahr 2018 noch einigermaßen glimpflich davongekommen sind. In dieser Gruppe melden 32 Prozent der Unternehmen sogar eine bessere Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr 2018, nur 29 Prozent berichten von einer Eintrübung. Dagegen haben sich nur 20 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern in der zweiten Jahreshälfte 2018 gesteigert, aber bei 38 Prozent hat sich das Geschäft schlechter entwickelt.

Analog entwickeln sich die Erwartungen für das Jahr 2019: Während über alle Betriebsgrößen hinweg rund 30 Prozent der Unternehmen im ersten Halbjahr 2019 mit besseren Geschäften rechnen als noch im zweiten Halbjahr 2018, obsiegen bei den größeren Unternehmen offenbar die Pessimisten: 25 Prozent der Großunternehmen (über 500 Mitarbeiter) rechnen mit schlechteren Geschäften, bei den kleinen Unternehmen sind dies nur 17 Prozent.

Großunternehmen stellten ein, kleinere Unternehmen hielten Beschäftigtenzahl stabil

Eine klare Schnittkante zeigt sich bei der Beschäftigung zwischen kleineren Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern und den größeren Unternehmen: In jener Gruppe stockten 26 Prozent der Unternehmen ihre Mitarbeiterzahl im zweiten Halbjahr 2018 gegenüber dem ersten Halbjahr auf. Unter den größeren Unternehmen jedoch stellten 42 Prozent zusätzliches Personal ein.

Doch auch beim Abbauen der Stellen zeigen sich die kleineren Unternehmen ebenso zurückhaltend wie beim Einstellen, insbesondere gilt das für die mit weniger als 20 Mitarbeitern. In dieser Gruppe bauten nur knapp 6 Prozent der Unternehmen Stellen ab. Bei allen anderen Gruppen waren dies jeweils zwischen 10 und 12 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Personalplanungen für das erste Halbjahr 2019, bei dem beispielsweise nur 3 Prozent der Kleinunternehmen Stellen abbauen wollen, jedoch 18 Prozent der Großunternehmen solche Pläne haben. Die anderen beiden Gruppen liegen mit 6 Prozent (21 bis 100 Mitarbeiter) und 11 Prozent (101 bis 500 Mitarbeiter) dazwischen.

Nach Industriezweigen aufgeschlüsselt, haben die Maschinenbauer mit Abstand am häufigsten eingestellt: 72 Prozent der Unternehmen gaben an, den eigenen Personalbestand aufgestockt zu haben. Entsprechend nennen diese Unternehmen die Personalsuche als größte Herausforderung für das Jahr 2019.

Personalsuche erstmals größte Herausforderung

Befragt nach den größten Herausforderungen für das Jahr 2019 steht zum ersten Mal die Personalsuche an erster Stelle. 54 Prozent der Befragten nennen diese auf Nachfrage. Der letztjährige Favorit (mit damals 62 Prozent), die Materialkosten, rückt mit 53 Prozent auf Platz 2. Dahinter folgen die Verkaufspreise, die für genau die Hälfte der Befragten eine Herausforderung sind.

Deutlich gebessert hat sich offenbar die Versorgungslage: Statt 49 Prozent (2018) rechnen für das Jahr 2019 nur noch 37 Prozent mit einer schlechten Lieferfähigkeit der Vorlieferanten. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich die Unternehmen bei einer erwarteten konjunkturellen Eintrübung weniger Sorgen um die Lieferung von Roh- und Zwischenprodukten machen.

Sprunghaft gestiegen in der Hitliste der Herausforderungen sind die Energiekosten: Statt 23 Prozent (2018) bezeichnen diese nun 34 Prozent der Unternehmen als Herausforderung. Innerhalb der Kunststoffverarbeitung sind die Verpackungshersteller mit 62 Prozent die größte Gruppe mit dieser Aussage. Die Hersteller technischer Teile (46 Prozent) sowie die Baubranche (41 Prozent) gehören ebenfalls zu denen, die diese Sorge am häufigsten äußern.

K-Verarbeitung: Automobil-Branche rechnet mit Einbruch

Dieselskandal, WLTP, Absatzprobleme in China: Drei Gründe, warum 52 Prozent der Kunststoffverarbeiter in der Automobilindustrie im ersten Halbjahr 2019 mit schlechteren Geschäften rechnen als noch in den sechs Monaten zuvor. Nur 18 Prozent glauben, das Tal bereits durchschritten zu haben. Wohlgemerkt, bereits das zweite Halbjahr 2018 lief für 42 Prozent der Befragten schlechter als das Halbjahr zuvor.

Zumindest angesichts der Besserungsrate geht es der E&E-Branche ähnlich: Nur 12 Prozent rechnen mit besseren Geschäften im ersten Halbjahr 2019. Allerdings geht mit 57 Prozent eine deutliche Mehrheit davon aus, dass das aktuelle Halbjahr ähnlich verläuft wie das vorangegangene.

Brexit und US-Handelspolitik entpuppen sich als schwere Bürden

49 Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich der Brexit negativ oder eher negativ auf ihr Geschäft auswirkt. Weitere 47 Prozent gehen nicht von einem großen Einfluss aus. Folglich glauben nur 4 Prozent vom Brexit wirtschaftlich zu profitieren.

Nach Exportquote aufgeschlüsselt, gehen die weniger exportorientierten Unternehmen (weniger als 25 Prozent Exportquote) mit 66 Prozent am ehesten davon aus, dass sie nicht direkt von den Auswirkungen des Brexit getroffen werden. Nur 40 Prozent dieser Gruppe rechnet mit einer negativen oder eher negativen Entwicklung. Dagegen bereiten sich jeweils rund 50 Prozent der Unternehmen mit einer höheren Exportquote auf negative Effekte durch den Brexit vor.

Als noch schlimmer schätzen die Befragten die Auswirkungen des US-Protektionismus auf ihr Geschäft ein: 62 Prozent der Befragten erkennen negative oder eher negative Entwicklungen. Am stärksten betroffen sind hierbei die Kunststofferzeuger (76 Prozent), die Maschinenhersteller (71 Prozent) sowie Anwender (76 Prozent) – vor allem Branchen mit hoher Exportquote beziehungsweise global aufgestelltem Geschäft also.

Entsprechend waren die exportorientierten Unternehmen stark betroffen: Sahen bei den Unternehmen mit weniger als 25 Prozent Exportquote rund 52 Prozent eher negative oder negative Auswirkungen, waren es bei Firmen mit mehr als 75 Prozent Exportanteil rund 73 Prozent. Die Gruppen mit 25 bis 49 beziehungsweise 50 bis 75 Prozent Exportanteil bewegen sich mit 69 und 65 Prozent dazwischen.

Logistikprobleme hatten fast alle

Die Trockenheit im Sommer hat die menschliche Abhängigkeit von der Natur bewiesen: Das Rheinniedrigwasser sorgte für knappe Logistikkapazitäten auf allen Transportwegen. Folglich waren in einer auf Arbeitsteilung und Kooperation basierenden Wirtschaft so gut wie alle Akteure betroffen: Nur 3 Prozent der Befragten gaben an, von den Logistikproblemen gar nicht betroffen gewesen zu sein. 53 Prozent dagegen meldeten starke oder sehr starke negative Effekte.

Nach Industriezweigen betrachtet waren wenig überraschend die Kunststofferzeugung und Distribution am stärksten betroffen. Denn hier ist eine funktionierende Infrastruktur Teil des Geschäftsmodells. So meldeten 18 Prozent der Erzeuger sehr starke negative Auswirkungen, weitere 48 Prozent immerhin starke. Bei den Distributeuren waren mit 16 (sehr starke Auswirkungen) beziehungsweise 44 Prozent (starke Auswirkungen) kaum weniger Unternehmen betroffen.

Am wenigsten beeindruckt zeigten sich die Maschinenhersteller: Sehr stark betroffen war keiner der Befragten. Starke Auswirkungen spürten immerhin 20 Prozent der Befragten. Die große Mehrheit (68 Prozent) war hingegen nach eigenen Angaben kaum negativ betroffen von den kaum vorhandenen Transportkapazitäten.

© KI – Kunststoff Information, Bad Homburg

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